2014-06-22: "Erinnerungen an 1988""

Mercedes GP tritt nach dem Wiedereinstieg 1997 als Motorenlieferant erst seit 2010 wieder als Werksteam in der Formel 1 an. Man machte den Schritt, um an goldene Zeiten in Silbernen Boliden anzuschließen.

Der Plan brachte einige peinliche Rückschläge mit sich. Als Ross Brawn 2009 sein eigenes Team mit Mercedes Kundentriebwerken zu einem überraschenden WM-Titel durch Jenson Button führte, verkaufte Mercedes kurzer Hand seine Anteile am Langzeitpartner McLaren und übernahm das Brawn Team in 2 Schritten letztlich zu 100%. In der Debutsaison musste Mercedes dann mit ansehen, wie McLaren mit dem Mercedes Kundenmotor im Heck mehr als doppelt so viele Punkte sammelte, wie Mercedes. Und nicht nur Red Bull und McLaren, auch Ferrari war klar besser als das finanziell sehr gut ausgestattete Werksteam, welches sich ohne einen Sieg mit Rang 4 in der Konstrukteurs-WM begnügen muss.

Ähnlich lief auch das zweite Jahr, in dem man sogar noch weiter von der Spitze weg war und sogar ohne jeglichen Podestplatz blieb. Ein erster Sieg war der Lichtblick der Saison 2012, die ansonsten mit nur dem fünften Rang in der WM-Wertung ebenfalls weit hinter den eigenen Ambitionen blieb.

Erst 2013, nachdem man sich endlich vom Renn-Rentner Schumacher getrennt hatte, damit sich dieser seiner Passion Skifahren widmen konnte, kam der tatsächliche Durchbruch: zwar war gegen Sebastian Vettels Red Bull Team kein Kraut gewachsen, doch mit 3 Siegen wurde das Duo Hamilton / Rosberg Zweiter in der Konstrukteurs-WM.

Und jetzt das! Die Regeländerungen zum Saisonstart 2014, die noch gravierender waren als jene zu Beginn des Jahres 2009, wirbeln das Feld durcheinander und plötzlich sind die Mercedes Triebwerke dermaßen überlegen, dass Red Bull und Ferrari sich mit den 4 Mercedes-Kundenteams um den Titel „Best of the Rest“ bekämpfen, während das Werksteam von Mercedes vorn einsam seine Kreise zieht. Die anderen Teams mit Kundenmotoren, heißen Sie Lotus, Sauber oder Torro Rosso, sind komplett chancenlos.

Ein paar Fakten:

KEIN Fahrer hat es in den bisherigen 8 Rennen vollbracht, einen Mercedes im Vollbesitz seiner Kräfte in einem Rennen hinter sich zu lassen.

6 Doppelsiege, 1 Rosberg-Sieg bei Ausfall Hamilton zum Saisonstart und dann der Kanada GP, bei dem Hamilton wiederum ausfiel und Daniel Ricciardo einen Nico Rosberg schlagen konnte, der mit ohne Bremsen zu kämpfen hatte.

Eine derartige Dominanz eines einzigen Teams hat es letztmals 1988 in der Formel 1 gegeben. Damals gewann das legendäre Duo Senna / Prost im McLaren-Honda 15 von 16 Rennen. Das 16. Rennen gewann Ferrari, da Prost mit technischem Defekt und Senna durch eine Kollision beim Überrunden in Führung liegend ausfiel.

Obwohl damals neben einem dominanten Fahrzeug vor allem die beiden besten Fahrer ihrer Generation den Unterschied machten, ist die Situation doch ähnlich. 1988 war Alain Prost (wie heuer Lewis Hamilton) bereits Weltmeister, während Senna (wie heuer Rosberg) es unbedingt noch werden wollte. Prost gewann 3 der ersten 4 Rennen (wie Hamilton auch). Am Ende wurde Ayrton Senna Weltmeister, da er 8, Prost aber nur 7 Rennen gewann.

Da in dieser Zeit eine Ausfallquote nahe 50% an der Tagesordnung war, gab es die Streichresultate, sodass nur die 11 besten Zielankünfte aus den 16 Rennen in die Wertung fielen.
(oder muss es heißen: Da in dieser Zeit nur die 11 besten der 16 Rennen in die Wertung fielen, war eine Ausfallquote nahe 50% an der Tagesordnung?!); jaja, die alte Huhn-Ei Diskussion!

So oder so wird das Thema Zuverlässigkeit auch 2014 ein wichtiges Element im Kampf um die Fahrerkrone werden. Einen Ausfall mehr als der Teamkollege kann man vielleicht wettmachen, aktuell liegt Hamilton aber 2 Ausfälle zurück! Für die Konstrukteurswertung wage ich mal zu prophezeihen, dass die bisher gesammelten 301 Punkte von keinem anderen Team mehr erreicht werden und es nur die Frage ist, wann es auch rechnerisch klar ist, dass Mercedes diesen Titel sicher hat. Das war 1988 übrigens 6 Rennen vor Schluss.

Aber was können wir nun aus 1988 an Schlüssen ziehen?

Ist doch klar: NIX!

Aber das Duell Rosberg-Hamilton wird uns allen noch Freude machen…

Euer Alex!

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