2005-07-14: "Die bittere Wahrheit""
Der Zenith des Reifenkrieges zwischen Bridgestone und Michelin ist überschritten und nachdem wir schlingernde Renaults in Monaco gesehen haben, den spektakulären Ausfall Raikkonens auf seinem Weg zu einem weiteren ungefährdeten Sieg sowie den peinlichen Höhepunkt mit dem Farce Rennen in Indianapolis, weil man sich bei Michelin verkalkuliert hatte und die FIA sich – dazu mag man stehen wie man will – zu keinerlei Kompromissbereitschaft im Sinne einer fairen Lösung für Beteiligte und vor Allem die Zuschauer hinreißen ließ, ist auf diesem Sektor wieder Ruhe eingekehrt, wenn auch das Pendel noch immer Richtung Frankreich ausschlägt.
Der GP von Grossbritannien in Silverstone war mitunter nicht das spannendste und sicher nicht das ereignisreichste Rennen des Jahres, doch dadurch dass es kaum Ausfälle gab, keinerlei unerklärlich grossen Abstände zwischen den Fahrern eines Teams und auch keine Unregelmäßigkeiten hinsichtlich des Wetters, kann man anhand dieses Rennens, wenn man die Strafversetzung Raikkonens und den beinahe-Ausfall Satos in der ersten Runde mal glättet, wunderbar ablesen, welches Team wo steht. Und diese Analyse ist bitter für einige Teams, die in dieser Saison schon Podestplatzierungen erobert haben und sich mitunter sogar im Kampf um die Weltmeisterschaft unrealistische Hoffnungen gemacht haben.
Diese wird ausgefahren zwischen McLaren-Mercedes und Renault. Daran hat sich nichts geändert. Raikkonen hätte bereits die Nase vorn, wenn er nicht in den letzten 7 Rennen 4 mal von technischen Defekten im Training oder im Rennen um die Früchte seiner Leistung gebracht worden wäre. Auch wenn es eng ist zwischen Renault und McLaren, muss man doch eingestehen, dass McLaren im Prinzip so stark ist, dass jedes Rennen, bei dem das Team weniger als 18 Punkte holt, Unzufriedenheit auslösen muss. Zumal dies nötig ist, um trotz der Patzer der ersten Saisonhälfte doch noch beide WM Titel zu holen.
Für Renault hingegen läuft Alles nach Plan. Alonso macht keine Fehler und fährt unbeirrt auf WM-Kurs, wobei es ihn wenig stört, dass er Vieles dem Unvermögen hauptsächlich McLarens zu Verdanken hat. Beide Topteams werden mit einer gewissen Beruhigung sehen, dass auch der jeweils zweite Pilot des Teams endlich die erwarteten Leistungen realisieren kann. Für Juan Montoya kommt das leider zu spät, auch weil ihm die 10 Punkte fehlen, die Wurz und de la Rosa während seiner unfreiwilligen Pause fürs Team geholt haben. Fisichella, auch weil er nicht darf, hatte niemals Ansprüche in dieser Richtung. Dies ist Flaviokratie. Die Mission heisst nun mal Alonso zum Weltmeister und Superstar des Formel 1 Zirkus zu machen. Diesem Ziel wird Alles unterstellt, worunter als erster schon Jarno Trulli leiden musste, der sich doch die Dreistheit herausnahm, am entstehenden Mythos Fernando zu rütteln.
BAR ist endlich auch da, wo man es sich gewünscht hat. Man steht nun vor Ferrari. Allerdings so spät, dass in der WM mehr als ein fünfter oder sechster Platz nicht mehr möglich ist. Zudem ist der Abstand zur Spitze gösser als im letzten Jahr. Trotzdem kann man nach diesem Saisonstart mit der aktuellen Perfomance zufrieden sein. Button könnte noch für die eine oder andere Überraschung sorgen, wenn man auch eingestehen muss, dass Takuma sich nicht unterkriegen lässt und immer mal wieder vor seinem hoch geschätzten Teamkollegen zu finden ist.
Erst dann kommt Ferrari. Michael Schumacher und Rubens haben in den vergangenen Rennen einen Haufen Punkte gesammelt, nie jedoch durch echten Speed überzeugt. Oder wenn dann nur im Vergleich zu einem Tiago Monteiro im Jordan. Und nachdem Indianapolis ja schon ab der ersten Runde ein Skandal war, liess Ferrari es sich nicht nehmen, durch das Zurückpfeifen des hungrigen Brasilianers dem Rennen das letzte Fünkchen Ehre zu nehmen. Spät, doch vielleicht nicht zu spät, hat man zumindest angefangen einzusehen, dass Bridgestone nicht für alle Probleme als Sündenbock herhalten kann und man tatsächlich Rory Byrne aus der Rente holen musste, um ggf. für 2006 wieder konkurrenzfähiger zu sein.
Noch bitterer sieht die Wahrheit für Toyota aus, die zum Leidewesen Ralf Schumachers ihren überraschenden Vorsprung aus den ersten Rennen erwartungsgemäß nicht halten konnten. Dass Ralf nun mindestens auf dem Niveau von Jarno Trulli fährt, entgeht der Öffentlichkeit weitestgehend, da es nun nicht mehr um Podeste sondern um die letzten Punkte geht. Das Polster aus den ersten Rennen gibt dem Team jedoch die Ruhe konsequent weiter in die richtige Richtung zu Arbeiten und 2006 wieder voll anzugreifen. Wenn Ralf und Jarno dann als eingespieltes Team agieren, ist für Toyota im nächsten Jahr Nichts Unmöglich.
Ein ganz spezielles Thema ist Williams. Zwar war man nie so gut, wie es die Statistiken, die immerhin bereits 2 zweite und 2 dritte Plätze ausweisen, darstellt. Dass man sich nun aber im Schatten der Sauber mit Christian Klien um 12. Plätze streitet, hätte selbst der pessimistischste Beobachter vor 5 Wochen nicht vorherzusagen gewagt. Die Kritik, die ich zwischendurch immer wieder an den Piloten geübt hatte, kann man nicht ganz aufrechterhalten. Gerade Nick hat eher durch beherzte Fahrten als durch ein besonders schnelles Auto starke Resultate geholt und Webber macht einen guten Job, wenn man berücksichtigt, dass er eigentlich als Punkte einfahrender zweiter Fahrer fungieren sollte.
Zwar kommen noch Rennen, die dem Auto besser schmecken sollten als die Kurse in Frankreich und England, doch bei Williams muss man sich nicht nur hinsichtlich des Motors für die Zukunft etwas einfallen lassen. Frank Williams hat dem Trend nicht folgen wollen, den Motorhersteller am Team zu beteiligen bzw. ihn das Team übernehmen zu lassen. So sah man sich in München gezwungen sich in den Bergen der Alpen einen anderen Verbündeten zu suchen und Sauber zu übernehmen. Peter Sauber wird über eine repräsentative Funktion im neuen Team nicht hinauskommen, doch das Team überlebt und sieht einer sicheren und wahrscheinlich erfolgreichen Zukunft entgegen. Williams steht hingegen ohne Motorenpartner dar und muss sich wohl zwischen einem teuren Ford Kundenmotor und dem BMW entscheiden, wobei die Stimmung zwischen den Briten und den Deutschen schon jetzt nicht mehr gut ist. Dass Nick einen Einjahresvertrag hat, währende Marc Webber auch 2006 an Williams gebunden ist, könnte für den Mönchengladbacher nun unerwartet zum Glücksfall werden, denn dass BMW auch gern einen deutschen Fahrer im Team sehen würde, ist ein offenes Geheimnis.
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